Im Zeitalter der Digitalisierung und des technischen Fortschritts erleben wir tagtäglich neue Methoden, Strategien und Möglichkeiten für das mobile Arbeiten. Ob Microsoft Teams, Zoom oder Slack, dem Arbeitnehmer sind keine Grenzen mehr für den ständigen Kontakt gesetzt – egal wo, wann oder wie.
Doch gibt es tatsächlich nur Vorteile für das Arbeiten von zu Hause? Ist es wirklich so toll, wie man immer denkt? Nun sind in diesem Jahr ein Großteil der ArbeitnehmerInnen aufgrund der Corona Pandemie ins Home-Office versetzt worden, so auch STR8 und wir fragen uns: “Sollten wir dieses Modell auch zukünftig anwenden und weiterhin von zu Hause arbeiten?“
Nach schon fast einem Jahr im Home-Office haben wir nun unsere Vor- und Nachteile des mobilen Arbeitens für ArbeitnehmerInnen und -geberInnen zusammengefasst.
Pro: Zeit Und Geld
Jeder kennt es und vermutlich Jeder hasst es: Rushhour! Ob morgens oder nach Feierabend, niemand steht gerne im Stau oder in einem überfüllten Öffi, um entweder schlecht gelaunt in den Arbeitstag zu starten oder diesen auch noch im Stau zu beenden.
Aus dem Home-Office heraus besteht hier keinerlei Stress. Aufstehen, anziehen, Kaffee und Computer starten. Dies ist nicht nur eine Zeitersparnis, sondern auch noch ein maßgeblicher stressreduzierter Arbeitsbeginn.
Ein weiterer Vorteil ist hier aus finanzieller Sicht nicht nur für Dich, sondern auch für deine/n ArbeitgeberIn klar ersichtlich: Langfristig kann nicht nur das Budget für z.B. gesponserte Bahntickets, Bahncards oder Dienstwagen gespart werden, sondern eben auch für einen Teil der Büroräume. Bereits vorhandene Büroflächen können zum Beispiel weitervermietet oder als Co-Working Space vermarktet werden.
Aus ArbeitnehmerInnen-Sicht liegt die Ersparnis in ähnlichen Bereichen: Benzinkosten oder Bahntickets werden auch auf dieser Seite eingespart, sofern sie nicht von eurem Unternehmen bezahlt werden. Darüber hinaus liegt vor allem im Bereich Mittagessen bares Geld. Der kurze Gang in die Kantine für Kaffee und Brötchen läppert sich über das gesamte Jahr, vor allem, wenn keine Kantine im Büro vorhanden ist. Der Spaziergang zum Bäcker, das Mittagessen im Restaurant mit Kollegen oder die Lieferdienste ins Büro, all diese kleinen Ausflüge kosten Monat für Monat einen Teil Eures Gehaltes.
Tipp: Um sich auch im Homeoffice gut zu ernähren ist Planung hilfreich. Macht euch zu Begin der Woche einen Plan für die Mittagspausen und kauft entsprechend ein. Oder findet heraus wo der nächste Markt bei euch ist und geht einmal die Woche frisch einkaufen – so könnt ihr außerdem auch eure Mittagspause mal für einen Spaziergang über den Markt nutzen.
Contra: Weniger Kollaboration
Einer der größten Nachteile der Arbeit im isolierten Home-Office ist die fehlende Möglichkeit, Ideen mit KollegInnen und VorgesetztInnen auszutauschen. Indem ihr mit den Menschen in eurer Umgebung zusammenarbeitet ist es viel einfacher, zum Beispiel aus einer kreativen Flaute herauszukommen oder neue Wege zur Problemlösung zu finden, als wenn ihr allein zu Hause seid.
Das kleine Update in der Teeküche oder eine große Talkrunde in der Mittagspause. Der schnelle und ungeplante Austausch ist im Home-Office leider nur schwierig und mit Planung umsetzbar.
Auch wenn ihr die allgemeine Isolation okay findet, kann sie sich als negativ erweisen, wenn ihr mal auf ein größeres Problem stoßen solltet.
Tipp: In viele Unternehmen beginnt der Arbeitsalltag mit einem kurzen Coffee-Call, endet mit einem After-Work-Drink oder es wird eine digitale Mittagspause angeboten. So wird Nähe zwischen den MitarbeiterInnen geschaffen und es gibt Raum für kreativen und abteilungsübergreifenden Austausch.
Pro: Bequemlichkeit
Seien wir ehrlich, manchmal wünschen wir uns, wir könnten einfach aufwachen und den ganzen Tag in unseren Pyjamas bleiben ? Im Büroalltag ist das natürlich, vor allem wenn ihr alltäglich Kundenkontakt habt, undenkbar.
Mit der Flexibilität der Arbeit von zu Hause aus könnt ihr jedoch im Schlafanzug, in der Jogginghose, im Unterhemd bleiben, oder in dem was ihr eben am bequemsten findet, und müsst euch keine Sorgen machen, dass eure ChefIn euch darauf anspricht.
Tipp: Stellt morgens sicher, dass ihr an diesem Tag keine Videokonferenz angesetzt habt – oder wählt entsprechend euer bequemes Outfit nur für den nicht sichtbaren Bereich.
Contra: Die Sitzkrankheit
In vielen modernen Büros haben Arbeitnehmer heute die Wahl zwischen einem Sitz- und einem Stehpult oder einem höhenverstellbaren Tisch für ihren Arbeitsplatz. Studien haben gezeigt, dass ein Stehpult die allgemeine Gesundheit sowohl kurz- als auch langfristig drastisch verbessern kann.
Da wir nun im Home-Office in den meisten Fällen kein Stehpult haben und gerne vergessen aufzustehen und uns auch Zuhause zu bewegen, müssen wir darauf achten, einer sogenannten Sitzkrankheit vorzubeugen.
Tipp: Stellt euch einen Wecker, um den Arbeitsplatz regelmäßig für eine kurze Pause zu verlassen und euch zu bewegen. Geht mittags eine große Runde Spazieren und achtet auf allgemeine Fitness. Vor allem gegen Rückprobleme hilft ein gutes Rückenaufbautraining im Fitnessstudio oder alternativ auch eine effektive Yoga Session zu Hause.
Pro: Flexibilität
Ihr werdet in den letzten Monaten im Home-Office vermutlich gemerkt haben, wie flexibel man plötzlich arbeiten kann. Es liegt jedem frei zu entscheiden mal eine Stunde später aufzustehen oder vielleicht seid ihr sowieso eher nachtaktive Menschen die Abends wesentlich produktiver arbeiten können. Dadurch, dass wir nicht mehr ins Büro gehen müssten, sind wir frei von festgelegten 8-10 aufeinanderfolgenden Stunden am Tag, in denen wir unsere Arbeit erledigen müssten.
Sofern Teamwork essenziell für den eigenen Arbeitsbereich ist, ist eine gute Kommunikation innerhalb des Teams nun unumgänglich. Auch im Home-Office ist es wichtig, pünktlich zu den Meetings zu erscheinen und verlässlich zu sein.
Tipp: Legt euch eine Kernarbeitszeit fest in der ihr für eure Teammitglieder erreichbar sein wollt und produktiv seid.
Contra: Zusätzliche Ablenkungen
Auch wenn wir nicht im Büro sind und unsere Kollegen um uns haben, die uns vielleicht normalerweise mit Lärm und Smalltalk ablenken, können die Ablenkungen bei der Arbeit von zu Hause aus die im Büro überwiegen, wenn wir nicht aufmerksam sind.
So sehr wir uns auch bemühen, kann es sehr leicht passieren, dass wir mit Dingen abgelenkt werden, um die wir uns zu Hause noch kümmern müssen. Vom Bezahlen von Rechnungen, dem Reinigen der Küche, dem Waschen von zusätzlicher Wäsche und vielem mehr, können sich die Ablenkungen schnell auftürmen und die Arbeit, die wir während des Tages erledigen müssen, zunichtemachen.
Tipp: Plant euch für diese Ablenkungen gezielt kleine Pausen ein. Zum Beispiel könntet ihr euch jede Stunde einen Wecker stellen und für ein paar Minuten Hausarbeit machen. So gebt ihr eurem Tag Routine, gebt euch den kleinen Ablenkungen hin und könnt den Rest der Zeit dennoch konzentriert arbeiten.
Fazit
Letztendlich lässt sich über das Arbeitsmodell „Home-Office“ festhalten, dass Studien gezeigt haben, dass die Produktivität und die allgemeine Zufriedenheit der MitarbeiterInnen im Home-Office nachweislich steigen.
Dennoch sollte die Entscheidung, von zu Hause aus zu arbeiten, auf einer sorgfältigen Abwägung der Vorteile beruhen, die ihr und euer Arbeitgeber/-in daraus ziehen können. Wägt eure Optionen sorgfältig ab und findet heraus, welches Szenario für euren Zeitplan und Produktivitätsniveau am besten geeignet ist.
Für mich hat sich das Home-Office Modell als positiv herausgestellt. Als Morgenmuffel kann ich zum Beispiel noch etwas länger im Bett verbringen und meine Mails schon von dort aus beantworten. Auch die Hausarbeit die tagtäglich anfällt muss ich nicht mehr im Anschluss nach der Arbeit machen, sondern erledige sie gleich während meiner Pause oder kurz zwischendurch. Dennoch mag ich auch nicht ganz auf das Büro verzichten müssen. Vor allem der soziale Kontakt zu meinen KollegInnen, vom gemeinsamen Kochen, den Spaziergängen in Herrenhausen und den spontanen Hilfen, wenn ich mal wieder einen Bock geschossen habe, fehlt mir sehr. Daher wäre meine klare Empfehlung eine gute Mischung aus beiden Modellen!
Autorin: Charley Lisann Meyer