Wir alle haben ein turbulentes Jahr erlebt, welches nun langsam ausklingt. Jahresrückblicke gehören zum Dezember einfach dazu und auch wir möchten hier kurz und persönlich zurückblicken.
Alessandro hat sich dafür die Lesebrille aufgesetzt, einen Tweed-Blazer angezogen und die Schreibmaschine rausgeholt.
Viel Spaß dabei!
Ich höre jetzt schon häufig „Wenn Corona vorbei ist, … steige ich in den nächsten Flieger“, „ …will ich endlich mal wieder tanzen gehen“, „.. lade ich endlich alle wieder zu mir ein“ und ja, ich stimme in jedem Punkt zu.
Okay, nicht gleich das Fenster schließen! Ja, wir reden über Corona.
Noch besser: Wir reden mal total visionär über das, was nach Corona sein könnte und hoffen, dass 2020 in wenigen Tagen wirklich vorbei ist und – ganz nach dem Lieblingstipp unserer IT – nach einem Neustart alles wieder ohne Fehlermeldung funktioniert.
Deal?
Rückblick
Lassen wir erstmal die letzten Monate etwas Revue passieren. Was fehlt uns allen am meisten? Reisen, Freunde, Familie, vielleicht auch hier und da der Restaurant-Besuch oder der Late-Night-Negroni in der überfüllten Bar nebenan? Bei den Überlegungen für diesen Text, ist mir selbst erst so richtig klar geworden, was mir wirklich, wirklich fehlt: Umarmungen!
Mit Mama zum Beispiel, die ich erst nach sieben Monaten Zoom/WhatsApp/Facetime/Houseparty-Calls (wir haben echt alles mal durchprobiert) in Italien besuchen konnte, war es komisch, sich dann trotzdem nicht zu umarmen. Papa war da etwas “cooler”: einmal auf die Schulterklopfen und das mit der Faust, um dann doch eine Umarmung anzutäuschen. Für Mama mussten wir schließlich Masken anziehen und uns dann doch umarmen. Italienische Mamma halt ?
Was fehlt ist Nähe
Was also kann jede Art von Bild-, Chat, oder Video-Kommunikation nicht ersetzen? Herzliche, menschliche, warme Nähe.
Wir können uns über VideoChats sehen, uns alles erzählen, gemeinsam Kaffee trinken, Brainstormings durchführen oder Dateien tauschen, Videos angucken und sogar Räume erkunden oder einfach nur Quatsch machen, Musik auflegen und zusammen einen trinken. Ich hab sogar FreundInnen, die ich wirklich schon seit Jahren nicht gesehen habe, in ein gemeinsamen Videochat zusammen getrommelt, weil plötzlich alle „Zeit“ hatten.
All das ist wunderbar auf den inzwischen allseits-bekannten, virtuellen Veranstaltungen oder Videokonferenzen möglich.
Und doch: Fehlt uns nicht das Händeschütteln? Das Anstoßen mit einem Drink, das Tanzen in der Menge, das zufällige Treffen mit einem alten Bekannten auf einer Messe? Ich kann zum Beispiel viel besser KundInnen von einer Präsentation oder einem Produkt überzeugen, wenn ich vor ihnen stehe und auf die Reaktionen eingehen kann. Auch ein Produkt in der Hand zu halten, wird in meinen Augen nicht durch eine 3D Modellierung ersetzt werden können. Hier gibt es natürlich noch unzählige andere Beispiele die man anführen könnte bei denen Reaktionen und Nähe eben doch fehlen.
AUF DER HABEN-SEITE
Nicht von der Hand zu weisen, sind auch viele gute Seiten an virtuellen Veranstaltungen, Messen und Meetings. Die Zeit-Ersparnis zum Beispiel, keine An- und Abeisen mehr, Flüge und Autofahrten die eingespart werden, sowohl aus ökologischer als ökonomischer Sicht. Apropos ökologisch – ich muss keine Flyer und Kataloge auf Messen mitschleppen, sondern lade mir die Informationen die ich brauche einfach als PDF runter. Die verpasste Keynote? Guck ich mir morgen aufgezeichnet an. Keine überhöhten Hotelzimmer-Preise während der Messe.
Und mal ganz ehrlich: Was ich nebenbei noch erledige (Hund füttern, Wäsche anstellen), während ich einen Live-Vortrag auf den Kopfhören weiterhöre – das bekommt ja auch niemand mit.
Ist also doch nicht alles schlecht?
Nein natürlich nicht. Ich finde es dürfte in Zukunft einen guten Mix aus virtuellen und realen Veranstaltungen geben. Muss ich wirklich zu einer Messe fliegen, um mir ein Vortrag anzugucken? (Nein) Kann ich mir die Aufzeichnung nicht am gleichen Abend auf dem Computer angucken? (Ja!) Muss das ganze Team hin, oder muss vielleicht nur eine/r physisch anwesend sein und der Rest erlebt es virtuell?
HYBRID ALS LÖSUNG
Hybrid ist aktuell ein dehnbarer Begriff. Meine Kollegin hat uns vor ein paar Tagen die ursprüngliche Definition rumgeschickt: Das Substantiv Hybrid [hyˈbʁiːt] und das Adjektiv hybrid beziehen sich auf etwas Gebündeltes, Gekreuztes oder Vermischtes. (Quelle: Wikipedia)
Klingt doch gut oder? Wie Fusions-Küche oder ein Duett. Vielleicht sind alle Messen, sowie die meisten Veranstaltungen in Zukunft hybrid?
Die Messe oder das Event könnten zum Beispiel stattfinden und von dem gesamten Ereignis werden gleichzeitig alle Inhalte virtuell adaptiert. Warum wurden Vorträge, Keynotes oder Talks nicht schon vor Corona einfach gleichzeitig ins Internet übertragen?
Wir sparen an Locationmiete, weil wir kleinere Räume oder weniger Hallen benötigen und investieren in Video-Übertragungstechnik. Weniger Catering, weniger Müll, weniger Personalkosten.
Und warum bei Messen und Events aufhören? Nicht nur einmal, hatte ich schon eine drei- oder vierstündige Anreise, für ein einstündiges Meeting. Da passt doch das Verhältnis nicht! Der Vorschlag, dies zukünftig über einen Videocall zu lösen, wird sicherlich nicht mehr so leichtfertig abgelehnt oder gar belächelt wie noch vor Corona.
NEUE CHANCEN UND MÖGLICHKEITEN
Hybride Formate könnten also auch eine große Chance sein.
Im Bereich der Arbeitswelt hat uns Corona eine hybride Form der Zusammenarbeit ganz sicher sehr viel schneller näher gebracht. Ein notwendiger Entwicklungsschub, nicht nur bei uns in der Eventbranche. Auch viele andere FührungskräftInnen Deutschlands, die vorher nicht ganz an Home-Office geglaubt haben, machen nun die positive Erfahrung, dass die Arbeit sich mindestens genau so gut von zu Hause erledigen lässt. Oder sogar besser, wie mein Kollege Jan in seinem Interview und von seinen eigenen Erfahrung berichtet. Bei ihm wird nun zu Hause sehr viel konzentrierter gearbeitet und plötzlich findet sogar mehr Austausch mit den KollegInnen statt als vorher, wenn sie „nur“ auf dem gleichen Stockwerk saßen.
Entsprechend dieser Entwicklungen, möchte ich gerne hoffen, dass wir die gelernten „Maßnahmen“ nicht aus dem Zwang einer Pandemie heraus weiterführen, sondern weil wir vieles als richtig und effizient erkannt haben.
Wir wünschen allen Lesern einen wunderbaren Rutsch ins Jahr 2021. Mögen uns ein paar weniger Überraschungen dieses Jahr erwarten.
CRASH. BOOM. BANG – für alle die Böller und Feuerwerk vermissen, bleibt gesund und
HAPPY NEW YEAR!